Politisch.

Das Interesse für Politik ist ein ganz wesentlicher Bestandteil meines Selbst seit ich denken kann. Vor allem linke, (öko-)sozialistische, kommunistische, anarchistische, syndikalistische, antifaschistische, räte- und basisdemokratische Politikansätze (in Theorie und Praxis) stehen dabei – von Beginn an und bis heute – im Zentrum.

Mit 16 Jahren bereits las ich zentrale Teile des 1. Bandes des Kapitals und andere Schriften von Karl Marx und trug sie meinen Mitschülerinnen und Mitschülern in einem Referat im Sozialkundeunterricht vor.

Von 1969 bis 1972 organisierte und engagierte ich mich – trotz Befreiung vom Religionsunterricht – in der KSJ (Katholische Studierende Jugend), in der DFG/VK und bei Amnesty International. Schulungen durch linke Studierende (in der Jugendherberge in Bernkastel-Kues) und Texte des linken Politischen Arbeitskreises Oberschulen (PAO) prägten meine politischen Vorstellungen.

Während des Studiums an der TH Darmstadt war ich von 1972 bis 1975 Mitglied der SHI (Sozialistische Hochschulinitiative), die sich als basisdemokratisch, undogmatisch und Teil der anti-autoritären Sponti-Bewegung verstand, und als deren Vertreter von 1973 bis 1975 im Akademischen Senat der TH Darmstadt tätig. Für die SHI war ich darüber hinaus 1974 gewähltes Mitglied im Studentenparlament und 1975 Mitglied im Ältestenrat des Studentenparlaments.

Von 1980 bis 1981 gehörte ich zu einem der ersten Mitglieder des neu gegründeten Landesverbandes Berlin der Partei DIE GRÜNEN, die als Anti-Parteien-Partei unter der Überschrift: Alternative – DIE GÜNEN und mit den vier Säulen ökologisch, basisdemokratisch, sozial und gewaltfrei als Kind der Anti-Atomkraft-Bewegung auf der politischen Bühne erschien. Nach dem Umzug von Berlin nach Morbach schloss ich mich 1981 dem Landesverband der Partei DIE GRÜNEN in Rheinland-Pfalz an. Gemeinsam mit anderen Parteimitgliedern initiierte und organisierte ich im Jahr 1982 die Gründung des Kreisverbandes Bernkastel-Wittlich und war Mitglied im ersten Kreisvorstand.

Mitte/Ende der 1980er Jahre kandidierte ich – ohne Erfolg – auf der Liste der GRÜNEN für den Kreistag Bernkastel-Wittlich.

Als (öko-/links-)sozialistisch orientierter Grüner vollzog ich schließlich 1991 meinen Austritt aus der Partei DIE GRÜNEN, als viele weitere Mitglieder des linken, fundamentalistischen Flügels der Realo-Partei den Rücken kehrten (Jutta Ditfurth, Verena Krieger u.v.a.m.).

Auf kommunaler Ebene wurde ich (1991 – 1993) Mitglied der mitte-links-grünen Bürgerinitiative gegen den Ferienpark an der Burgruine Baldenau in Morbach, die erfolgreich war und den Bau eines Centerparcs-Ferienparks verhindern konnte.

Aus der Bürgerinitiative heraus bildete sich eine links-grüne Wählerinitiative, die sich ab 1993 in die Kommunalpolitik in Morbach einmischte. Dieser Wählerinitiative Lebendige Demokratie Morbach e.V., die 10 Jahre lang mit einem gewählten Mitglied im Gemeinderat Morbach vertreten war, und ihrem Vorstand gehöre ich als Gründungsmitglied und gemeinschaftlicher Autor von Satzung und programmatischer Grundsatzerklärung bis heute an. Bei den Kommunalwahlen 1994, 1999 und 2004 kandidierte ich auf vorderen Listenplätzen für die Wählerinitiative Lebendige Demokratie Morbach e.V. zum Gemeinderat Morbach, leider ohne Erfolg. Lediglich in den Ortsbeirat Hundheim, einen Ortsteil von Morbach, schaffte ich den Einzug (von 1994 bis 1999).

Parallel zur Mitgliedschaft in der Wählerinitiative Lebendige Demokratie Morbach e.V. war ich von 1996 bis 2003 Mitglied im Landesverband Rheinland-Pfalz der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) (2003 auch Mitglied im Landesvorstand), anschließend von 2004 bis 2005 Mitglied im Verein Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG) und von 2005 bis 2007 Mitglied in der Partei Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative (WASG), Landesverband Rheinland-Pfalz.

Im Jahr 2005 gehörte ich zu den Gründungsmitgliedern des Kreisverbandes Bernkastel-Wittlich und Mitgliedern des Kreisvorstandes der Partei Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative (WASG).  Während des Zusammenschluss-Prozesses der Partei WASG mit der Linkspartei.PDS beteiligte ich mich auch an der Gründung und Vorstandstätigkeit des Kreisverbandes Bernkastel-Wittlich der Linkspartei.PDS (bis 2007). Während des Zusammenschlusses war ich auch Mitglied im sog. Übergangsvorstand auf Kreisebene.

Mit dem vollzogenen Zusammenschluss von der Partei WASG und der Linkspartei.PDS zur neuen Partei DIE LINKE. wurde ich 2007 automatisch Mitglied der Partei DIE LINKE., Landesverband Rheinland-Pfalz. Anschließend beteiligte ich mich an der Neugründung des Kreisverbandes Bernkastel-Wittlich.

Bis zu meinem Austritt aus der Partei DIE LINKE., nicht zufällig am 08.Mai 2020, den ich nicht alleine, aber vor allem wegen der völlig unkritischen Haltung der Partei gegenüber den staatlich verordneten Corona-Bekämpfungsmaßnahmen vollzog, war ich in verschiedenen Funktionen Mitglied des Kreisvorstandes und von 2008 bis zuletzt Gründungsmitglied und kommissarischer Vorsitzender des Ortsverbandes Morbach. Der innerparteiliche Strömung Sozialistische Linke (SL) gehörte ich ebenfalls von 2008 bis zum Mai 2020 an, 2010 auch als Mitglied des LandessprecherInnenrates.

Zur Landtagswahl 2011 in Rheinland-Pfalz trat ich als Direktkandidat für die Partei DIE LINKE im Wahlkreis 23 Bernkastel-Kues/Thalfang/Kirchberg an.

Auf kommunalpolitischer Ebene war ich in dieser Zeit für die Partei DIE LINKE jeweils 10 Jahre lang (2009 – 2019) als Mitglied im Kreistag des Kreises Bernkastel-Wittlich (dabei Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE und VBB bzw. DIE LINKE und ÖDP, Mitglied im Kreisausschuss und Kreisschulausschuss, Ersatzmitglied in weiteren Ausschüssen) und als Mitglied im Gemeinderat Morbach und Mitglied im Ältestenrat der Gemeinde Morbach aktiv.

In diesen Zeitraum fiel eine sehr positive, aber auch eine sehr negative politische Erfahrung.

Sehr positiv war der – von mir auch im Gemeinderat und Ältestenrat der Gemeinde – begleitete Aufbau der Integrierten Gesamtschule Morbach, deren Errichtung nicht zuletzt der Initiative für eine Integrierte Gesamtschule (IGS) mit gymnasialer Oberstufe in Morbach zu verdanken ist, die im Jahr 2007 von mir und nur wenigen anderen entschlossenen Personen gegründet worden war. Diese Initiative startete zur richtigen Zeit und sie fand die richtigen Verbündeten auch innerhalb des Gemeinderates. Neben der Verhinderung des Ferienparks an der Burgruine Baldenau ist die Gründung der IGS Morbach ein hervorragendes Beispiel dafür, dass entschlossene Politik auch von außerhalb der politischen Gremien initiativ und erfolgreich sein kann.

Das genaue Gegenteil ward einer anderen Initiative zuteil, die Ende 2013 startete und deren Mitinitiator und Vertrauensperson (eine von dreien) ich ebenfalls war: Eine Initiative für die Errichtung eines Bestattungswaldes in kommunaler Trägerschaft in der Gemeinde Morbach scheiterte letztlich im März 2015 im ersten Bürgerentscheid, den es je in der Gemeinde Morbach und im Kreis Bernkastel-Wittlich gegeben hat (mit 866 JA-Stimmen gegen 2929 NEIN-Stimmen) 😞. Alle Bemühungen – sowohl im Gemeinderat als auch mittels Einwohnerantrag und Bürgerbegehren – konnten – trotz großer Unterstützung in der Bevölkerung – den Widerstand des CDU-Bürgermeisters und aller Gemeinderatsfraktionen nicht brechen. Eine große Enttäuschung blieb zurück 😞.

Im Bereich der beruflichen Tätigkeit manifestierten sich meine sozialpolitischen Überzeugungen in der Mitgliedschaft in der Bildungs-Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) von 1981 bis heute (Austritt zum 31.03.2021 wegen der unkritischen Haltung der GEW gegenüber den staatlichen Corona-Bekämpfungsmaßnahmen), der zeitweiligen Mitgliedschaft in der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) (1989 – 2002), dem Betriebsratsvorsitz der Moselland eG Winzergenossenschaft Bernkastel-Kues (1994 – 1999) sowie der Mitgliedschaft im Örtlichen Personalrat der Berufsbilden Schule Wirtschaft Idar-Oberstein (2013 – 2017).

Schon während der letzten beiden Jahre meiner Mitgliedschaft in der Partei DIE LINKE. wurde ich – meinem (öko-/links-)sozialistisch-(räte-)kommunistischen Ansatz treu bleibend – Anfang 2018 auch einfaches Mitglied (ohne besondere Funktion) der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP).

Eine neue Partei-Doppelmitgliedschaft begründete sich schließlich im November 2020, als ich mich der neuen Basisdemokratischen Partei Deutschland dieBasis anschloss, die den unsozialen, autoritären, oligarchischen Corona-Bekämpfungsmaßnahmen der Regierungen in Bund und Ländern den Kampf angesagt hat.

Aus der doppelten Not, dass die Partei dieBasis einerseits wider Erwarten doch nicht zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 14. März 2021 antreten konnte, andererseits meiner Kandidatur im Fall des Antretens die Partei-Doppelmitgliedschaft im Weg stehen würde, machte ich kurzentschlossen eine Tugend und entschied, als Einzelbewerber im Wahlkreis 23 (Bernkastel-Kues/Morbach/Kirchberg (Hunsrück)(/Thalfang)) anzutreten, um Wählerinnen und Wählern zumindest in diesem Wahlkreis (für ihre Erststimme) ein basisdemokratisches, alternatives Angebot zu allen anderen Parteien zu machen, unter dem Kennwort:

„Basisdemokratie statt Obrigkeitsstaat!“.

Update: Am 08.11.2021 habe ich die Mitgliedschaft in der Partei dieBasis beendet, da dieBasis ihre parteipolitische Chance zur Bundestagswahl 2021 leider nicht hat wahrnehmen können und ich für ein – absehbar illusionäres – Langzeitprojekt nicht zur Verfügung stehe.


Leo Löwenthal, Frankfurter Schule/Kritische Theorie: „»Mitmachen« wollte ich nie, ich habe mich immer als jemanden erfahren, der »dagegen« war. (…) Wir haben uns immer im Gegensatz zum Bestehenden empfunden, wir waren radikale Nonkonformisten. Wir wollten nicht mitmachen. (…) Wir waren immer das Skandalon, der Störenfried. (…) Genau das Negative war das Positive, dieses Bewußtsein des Nichtmitmachens, des Verweigerns; die unerbittliche Analyse des Bestehenden, soweit wir jeweils dafür kompetent waren, das ist eigentlich das Wesen der kritischen Theorie. (…) Wir sind die beteiligten Mitarbeiter an der negativen Phase des dialektischen Prozesses.“ (These-Antithese-Synthese)

Karl Marx, 11. Feuerbach-These: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an sie zu verändern“